Die erfolgreichsten Trainer in Dresden

In den nunmehr 130 Jahren des Bestehens des Seidnitzer Tufplatzes waren mehr als 40 Berufstrainer an den Dresdner Rennställen engagiert. Auch wurden am Platz viele Zuchtrennensieger trainiert. Allein die nüchterne Aufzählung aller Namen würde Seiten füllen. Wir möchten an dieser Stelle die erfolgreichsten Dresdner Trainer der vergangenen Jahrzehnte im Kurzporträt vorstellen.

Heinz Jentzsch – Erfolgreichster Trainer aller Zeiten

Heinz Jentzsch im Porträt. Fotoquelle: Galoppfoto

Im Jahre 1942 begann in Dresden die Karriere des erfolgreichsten deutschen Trainers aller Zeiten, Heinz Jentzsch. An Osterglocke sattelte er hier seinen ersten Sieger, gewann 1943 mit Glückpilz den Deutschen Jugendpreis und mit Männeken den Steher-Ausgleich. 1944 vermochte er mit Marcello das 4000. Rennen des Dresdener Rennverein zu gewinnen. Insgesamt 4041 Siege in annähernd 58 Berufsjahren stehen hinter dem 31-fachen Champion und Trainer des großen Lando, Sieger im Japan Cup 1995.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1991 gehörte Heinz Jentzsch zu den ersten Trainern westlicher Turfzentren, die ihre Pferde in Richtung Dresden auf Reisen schickten – und mit Erfolg, wie die Siege von Coralito, Laroche und Silver Sign im Großen Radeberger Pilsner Preis, von Libano im BMW Sachsen Preis und von Solon im Dresdner Jugendpreis belegen.

Ernst Gröschel – Trainer des bedeutenden Holsteins

Ernst Gröschel (Mitte) mit seinen Mitarbeitern. Fotoquelle: Galoppfoto

Ernst Gröschel ist als Trainer in Seidnitz von 1942 bis 1963 vor allem als Betreuer von Glückspilz, Isabella und Holstein in die Turfannalen eingegangen.

Die fast unglaubliche Entwicklung des nach 1945 verwahrlost auf einem Bauernhof gefundenen „Hungertod“ zu einem kleinen Speedwunder machten Holstein über Jahre zum Publikumsliebling in Dresden. Inklusive der Saison 1953 hatte der Wehr Dich-Sohn bei 72 Starts 22 Siege und 44 Plätze erkämpft und ist insbesondere als Sieger im Jubiläumspreis „60 Jahre Rennen in Dresden“ 1951 und zweifacher Triumph-Sieger in der Chronik des Rennvereins respektive der Galopprennbahn Dresden-Seidnitz vertreten.

Hans Gröschel – Trainer der „alten Schule“

Hans Gröschel in Dresden. Fotoquelle: Galoppfoto

Zu den erfolgreichsten Dresdner Trainern der „alten Schule“ zählte zweifellos Hans Gröschel. Er begann seine Trainerkarriere in Neuenhagen, trainierte später in Zoppot und siedelte 1942 nach Dresden über, wo er 1946 mit 51 Siegen Trainerchampion aller vier Besatzungszonen in Deutschland wurde.

Für Furore sorgte Hans Gröschel in den Nachkriegsjahren vor allem mit den Cracks Amatea und Bürgermeister. Der von ihm geleitete Rennstall Lehn trumpfte vor allem mit den aus Westdeutschland importierten Stuten Kleinod und Osterwunder sowie Carolus. Bereits als Zweijähriger an der Spitze seines Jahrgangs stehend, reifte Letzterer unter der Obhut des Trainers zu einem der leistungsstärksten Pferde, die je in Dresden trainiert wurden.

Einen Namen machte sich Hans Gröschel ebenso als Lehrmeister für den reiterlichen Nachwuchs. So erlernten die erfolgreichen Jockeys Gerd Niemann, Georg Matthias und Peter Pietsch bei ihm das reiterliche Handwerk. Auch Jockeys wie Fritz Borrack, Helmut Boden oder Alexander Mirus profitierten vom fachlichen Können des Altmeisters.
Mit der erfolgreichen Bilanz von 1056 Siegen in 29 Jahren als Trainer übergab Hans Gröschel 1973 die Leitung des Rennstalles an seinen Sohn Hans-Jürgen Gröschel. Er setzte das Werk seines Vaters in Dresden fort. 488 Siege standen für ihn zu Buche ehe er 1990 dann nach Hannover wechselte.

Fritz Borrack – einer der beliebtesten

Fritz Borrack in Dresden. Fotoquelle: Galoppfoto

Einer der populärsten Dresdner Aktiven war Fritz Borrack. Als Jockey gewann er wertvolle Rennen in Dänemark, Schweden und Österreich ehe er nach einem schweren Sturz 1955 seine Rennreiterkarriere unfreiwillig beenden musste und von 1956 bis 1981 als Trainer vorrangig für im Gestüt Graditz gezogene Pferde verantwortlich wurde. So vermochte er insgesamt 482 Sieger zur Waage zu begleiten.

Höhepunkt des jahrzehntelangen Wirkens des nicht nur in Dresden geschätzten und beliebten Pferdemannes war die Arbeit mit dem Schimmel Gidron. Die Rennlaufbahn des Santamoss-Sohnes und die damit verbundene Sympathie für den Dresdner Trainer gehören zu den schönsten Kapiteln der jüngeren Dresdner Turfgeschichte. Insbesondere mit den Siegen im Frühjahrszuchtpreis der Dreijährigen, dem Preis der VE Gestüte, dem Derby der DDR und dem Großen Herbstpreis der Dreijährigen avancierte der hübsche Schimmel zum „Pferd des Jahres 1979“ in der DDR.

Georg Sowa – Vizechampion der DDR

Georg Sowa in Dresden. Fotoquelle: Galoppfoto

Einer der erfolgreichsten Trainer in Dresden war Georg Sowa, welcher von 1965 bis 1984 seine aktive Trainerzeit im Rennstall Neumarkt bzw. Meißen absolvierte. Nach 5 Jahren beendete er 1933 seine Lehrzeit bei den Trainern Richard Waugh und Anton Horalek in Berlin-Hoppegarten. Seinen Reisefuttermeister machte er am Stall seines Schwagers Immanuel Weller ebenfalls in Hoppegarten. Den darauffolgenden Futtermeister erhielt er an den Dresdner Ställen von den Trainern Bruno MacNelly (1947-1954) und Ernst Gröschel (1955-1964).

Mit 53 Jahreserfolgen wurde er 1974 „Vizechampion“ der DDR. Die Spitzenpferde Diskus, Foxtrott, Intervall, Gazellus, Dmitri und Zigeunerheld standen unter seiner Obhut als Trainer. Von „Schorch“ Sowa, wie man ihn nannte, trainierte Pferde erzielten Siege bei 32 bedeutenden Zuchtrennen. Mit Intervall gewann er 1977 und 1978 den Großen Preis von Dresden, 1977 und 1978 den Internationalen Preis der ZfP sowie drei Jahre in Folge (1977,-78 ,-79) den Triumph. Krönender Abschluss seiner erfolgreichen Trainerkarriere mit 447 Siegen war zweifellos der Erfolg mit Zigeunerheld im Frühjahrzuchtpreis der Dreijährigen und dem Derby der DDR.

Für mehr als fünf Jahrzehnte erfolgreiche Arbeit im deutschen Turf wurde Georg Sowa mit der Goldenen Ehrennadel des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen ausgezeichnet und war seit 1992 erstes Ehrenmitglied des neuen Dresdener Rennverein 1890 e.V..

Michael Sowa – Nachfolger von Georg Sowa

Michael Sowa (links im Bild: Fotoquelle: Galoppfoto

Die Leitung seines Stalles übergab er 1984 an seinen Sohn Michael Sowa, der bereits seit 1965 als Arbeitsreiter und später als Futtermeister an den Erfolgen der Sowa-Pferde beteiligt war. Er brachte als ausgebildeter Rennreiter und Agrar-Ingenieur für Pferdezucht und Pferdesport die besten Voraussetzungen mit, um als Trainer in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Bereits im ersten Trainerjahr konnte er sich 18 Siege anrechnen.

Seit der Integration des DDR-Turfs in das gesamtdeutsche Rennsystem 1990 arbeitete Michael Sowa in Seidnitz als Public Trainer. Er führte als Trainer des „volkseigenen“ Rennstalles Meißen (1984-1990) insgesamt 167 Pferde zum Sieg und in den Jahren 1991 bis 2009 erzielte er 195 Siege für „seine“ Besitzer, was ihn in diesem Zeitraum zum erfolgreichsten Trainer Dresdens machte.

Peter Pietsch – Trainer vom Crack Fifire

Peter Pietsch im Porträt. Foto: Galoppfoto

Zu den wohl erfolgreichsten Dresdner Aktiven sowohl als Reiter wie auch als Trainer gehört Peter Pietsch. Seit 1969 war Peter Pietsch als Jockey am Stall von Georg Sowa engagiert und erzielte mit Foxtrott und Intervall seine größten Erfolge.
1983 übernahm er die Leitung des traditionsreichen Rennstalles Dresdensia. Seine größten Erfolge feierte er insbesondere mit Zigeunermut und Rosine im Herbstpreis der Zweijährigen und im Preis des Winterfavoriten sowie mit Monstera, Orantes und Ozelot.

Die Dresdner Trainingszentrale brachte Peter Pietsch in den Jahren 1996 bis 1999 mit seinem Crack Fifire auf den renommierten Bahnen in Hamburg, Köln, München und Baden-Baden ins Gespräch. Der 1992 in Graditz gezogene Fifire avancierte zum bisher erfolgreichsten in Dresden trainierten Galopper seit 1991. In seiner 21-jährigen Karriere als Trainer (1983 bis 2004) erzielte Peter Pietsch insgesamt 329 Siege für die Dresdner Trainingszentrale.

Benno Domschke – sächsisches Galoppsport-Urgestein

Benno Domschke im Porträt: Foto: Galoppfoto

Benno Domschke war ebenfalls einer der erfolgreichsten Trainer von Seidnitz und ein wahres sächsisches Galoppsport-Urgestein. Seine Karriere begann er als Jockey und landete direkt im zweiten Lehrjahr seinen ersten Sieg auf Alpenprinz. Mit nur 29 Jahren hängte er jedoch 1967 nach 153 Erfolgen seine Rennstiefel an den Nagel und wurde damit jüngster Trainer des Vereins.

Seinen ersten Sieg bei einem Zuchtrennen feierte er 1969 mit Baldur und nur 2 Jahre später gelang ihm, mit Versuch sein erstes Derby zu gewinnen. In seiner Laufbahn als Trainer war er stolzer Halter von insgesamt 621 Siegen. Für seine Verdienste hatte der 83-Jährige die Goldene Ehrennadel erhalten.

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